Franz incl.Spider in der DDR mit Videos

Franz Troan/Spyder Murphy Gang in der DDR 1983

Wer hätte gedacht, dass der Sperrbezirk für die Spider Murphy Gang auf einmal gar nicht mehr existierte – jener Sperrbezirk, der Ost- und Westdeutsche trennte?
Und noch bevor Panik-Udo sein Ticket für den „Sonderzug nach Pankow“ löst, geht für die SMG der Eiserne Vorhang auf. Die Tournee durch Honnies real frustrierende DDR wird zum Medienspektakel . Am witzigsten sind seine Anmerkungen zur Tour durch die damals noch bestehende DDR:
Von allen Tournes erinnert sich Franz Trojan vor allem an die DDR-Tour. Ermöglicht wurde der Tripp hinter den eisernen Vorhang damals durch einige Verbindungen über Franz Josef Strauß. Während der ganzen Tour stand natürlich die Band unter Stasi-Bewachung. Es gab eine Liste verbotener Songs, an die sich die Spider Murphy Gang natürlich nicht gehalten hat. Vor allem der Song "I Wander aus" wurde zur Hymne. In Chemnitz saßen 3000 Leute in der Halle und 70000 warteten davor. Damals wurde spontan ein Teil der Technik draußen aufgebaut. In den Hotels bewachte die Stasi den Aufzug, damit ja keine Mädchen sich in die Schlafzimmer der Musiker schlichen - nicht immer mit Erfolg. Dafür versuchten sie selber ihre Mitarbeiterinnen dort zu platzieren - ohne Erfolg
Anschliesend Drummer Trojan - nur hinter seiner „Schießbude!“ ein Tier - singt einen sentimentalen Song für die „Mädchen drüben“. 1984


Foto 1983 SMG in der DDR.

                                            Spider Murphy Gang in der DDR - 1983 Teil 1

                                               Spider Murphy Gang in der DDR - 1983 Teil 2
Diese 2 Videoclips 
gehören schon zur seltenen Rarität

DDR-History

Hungrige Provinz

Die Pfingst-Krawalle an der Mauer machten deutlich: Popmusik ist ein wesentlicher Fluchthelfer aus dem Alltagsfrust der DDR-Jugend. *
Was die hier singen, das ist lachhaft", erläutert ein 23jähriger Werkzeugmacher aus der DDR-Provinz sein Verhältnis zur offiziellen Rockmusik des Staates, in dem er lebt und arbeitet. "Da singen sie vom Frieden und der Arbeit und von so einem Kram, das betrifft mich nicht. Das ist, als wenn das einer schreibt für alle, ein einziges Blabla."
So gründlich er die von Staats wegen der DDR-Jugend zugeteilte Rockmusik verachtet, so glühend und kritiklos himmelt der Fan aus Thüringen alles an, was aus dem Westen zu seinen Ohren vordringt.
Fixsterne in seinem Leben sind Udo Lindenberg und Peter Maffay, und der Sound von internationalen Stars wie der britischen Band Genesis kommt ihm vor wie Sphärenklang aus einer fernen, paradiesischen Pop-Galaxie.
"Um zehn vor vier ist Feierabend, und dann ist Schluß. Was rundherum passiert, interessiert uns nicht. Das kotzt einen alles an." Der Proletarier aus der DDR-Provinzkleinstadt ist restlos abgetörnt vom Arbeiter-und-Bauern-Staat. Er gehört zu einer wachsenden Zahl Jugendlicher, die im Verhalten staatlicher Funktionsträger nur noch Verlogenheit und Heuchelei erkennen: "Politiker reden in der Öffentlichkeit vom Sozialismus und leben wie Kapitalisten."
Rockmusik, Fußball, das Westfernsehen und Westradio, Bier und Schnaps
sind die Fluchthelfer aus dem Alltagsfrust. "Wenn wir das Westfernsehen nicht hätten, lebten wir am Arsch der Welt, und wenn's keinen Alkohol gäbe, was meinst du, was hier los wäre", flucht der junge Malocher.
Solchen Typen hat der DDR-Rock nichts zu bieten. Musik von den verdienten Bands des Staates, von den Puhdys und Karat, von City, Silly oder Pankow, die alle als der verlängerte Arm einer Kulturbürokratie gelten, werden der Jugend als ein Ventil offeriert. Diese Kapellen, seit Jahren die Säulen der offiziellen Szene und mit National- und Kunstpreisen geehrt, taugen nichts als Idole.
Was zählt, ist Westpop fast jeder Qualität. Wann immer ein Vertreter der Kapitalistenmusik den DDR-Boden betritt, setzen sich in allen Landesteilen die Fan-Karawanen in Bewegung. Um in die Nähe von Maffay oder Lindenberg zu kommen, wurden regelrechte Pilgerfahrten unternommen.
Jetzt, zu Pfingsten, mobilisierte die bloße Aussicht, ein paar Live-Töne von David Bowie, den Eurythmics oder Genesis aufzuschnappen, wieder viele Fans aus der Provinz.
Natürlich ist den DDR-Kulturpolitikern diese fast hysterische Begeisterung vieler Jugendlicher für die westliche Pop-Traumwelt nicht verborgen geblieben. Und mehr schlecht als recht versucht der VEB Deutsche Schallplatten durch sein Pop-Label "Amiga" die allgegenwärtige Nachfrage nach Westmusik zu befriedigen. Der Heißhunger der Fans bleibt aber weiter ungestillt.
Mit großer zeitlicher Verzögerung, aber immerhin, ist die Musik so etablierter internationaler Bands wie Rolling Stones, Beatles oder Santana in die volkseigenen Plattenladen gekommen - allerdings in viel zu kleinen Auflagen.
Dabei vollzieht sich die Verteilung solcher akustischer Preziosen unter Bedingungen, die DDR-Jugendliche mit Zorn erfüllen. Ein Fan klagt darüber, daß "Westplatten immer ausverkauft sind, da kommst du nicht ran".
In der Stadt, in der er lebt, gibt es zwei Plattenläden, "da kriegt vielleicht jeder Laden 40 Platten, die werden dann schon mal reserviert - für Leute mit Beziehungen. Und diese Glücklichen bekommen die begehrte Ware, Ladenpreis: 16,10 Mark, "für 20 bis 25 Mark". Für den Fan bleibt nur der Schwarzmarkt. "und da zahlst du dann bis zu 40 Mark". Bei Original-Westplatten, die in DDR-Preßwerken hergestellt, mit der Original-Aufmachung versehen und gegen DM in den "Intershop"-Läden verkauft werden, "fangen die Preise bei 100 Mark an".
Musikfans in der Bundesrepublik muß seltsam vorkommen, für welche Schallplatten sich ihre DDR-Altersgenossen die Hacken ablaufen. West-Lizenzplatten, die "Amiga" im vergangenen Jahr auf den Markt brachte, stammen von Künstlern wie Modern Talking oder Stephan Sulke, von Heinz Rudolf Kunze oder Juliane Werding, von Purple Schulz oder der "1. Allgemeinen Verunsicherung". Allein die Tatsache, daß es sich um Produkte aus dem Westen handelt, verleiht solcher Hausmannskost den Glanz, den sie nicht hat. Denn ähnlich biederen Pop bekommt das DDR-Publikum auch von den eigenen Stars serviert.
Während die Sowjet-Union inzwischen ihre Untergrundmusik zum Teil auf dem offiziellen Plattenlabel "Melodija" vertreibt, existiert in der DDR eine Pop-Subkultur, die meilenweit von staatlicher Billigung entfernt ist. In Ost-Berlin und in der Provinz blüht eine Szene von Garagen- und Kellerbands, die ihre schrägen, aggressiven Punk-Klänge und ihre bitteren, sarkastischen Texte vor eingeweihtem Publikum präsentieren.
Auf einer anderen als auf der offiziellen Schiene, auf der bislang Stars wie Lindenberg, Maffay, die Spider Murphy Gang oder Udo Jürgens im Sonderzug zu DDR-Gastspielen reisten, konnte auch der Ost-Berliner Underground schon einmal berühmten West-Besuch willkommen heißen.
Ohne Kenntnis der amtlichen Kulturverwalter und unbemerkt von Stasi-Spitzeln spielte, zu Pfingsten 1984, die Düsseldorfer Punkband "Die toten Hosen" in einer Kirche auf. Bei ihrem Auftritt benutzten sie eine Verstärkeranlage, die ihnen klammheimlich von einer der staatstragenden DDR-Bands zur Verfügung gestellt worden war.
So hat die offizielle, anerkannte DDR-Rockkultur doch noch nicht ganz die Beziehung zur Basis verloren.